Swap-Verhandlung vor dem Bundesgerichtshof am 08.02.2011: Hintergrundinformation

Funktionsweise des Spread-Ladder-Swaps
Am 8. Februar 2011 wird beim Bundesgericht in Karlsruhe der Fall eines mittelständischen Unternehmers verhandelt, dem von seiner Bank ein Spread-Ladder-Swap als Instrument zur Zinsoptimierung angeboten wurde. Schaden bisher: 566.850 Euro.
Spread Ladder Swaps sind hochkomplexe Finanzderivate, deren Basiswert die Differenz zwischen zwei Swap-(Zins-)Sätzen ist. Sie sind in ihrem Wesen verkappte Wetten auf die Steilheit der Zinsstrukturkurve. Um zum Verkauf zu animieren und das Risiko des Produktes zu vertuschen, wurden sie falsch bezeichnet als Swaps (Zinstausch) verkauft. Sie sind nicht geeignet zur Absicherung von Zinsrisiken, sondern sind rein spekulative Finanzprodukte mit extrem hohen Verlustrisiken. Schätzungsweise 1.000 Unternehmen und Kommunen haben mit diesen Produkten hohe Verluste erlitten.

Beim Spread Ladder Swap tauschen die Vertragspartner ? nicht wie bei üblichen und einfachen Swaps – Zinszahlungen aus. Zwar werden Zahlungsströme ausgetauscht. Es handelt sich allerdings nicht um den Tausch von Marktzinskonditionen, auch wenn die Bank einen festen Zins über die gesamte Laufzeit zahlt. Das Unternehmen bzw. die Kommune zahlt im Gegenzug nicht einem variablen Zinssatz (wie z. B. den 3-Monats-EURIBOR), sondern einen nach einer von der Bank strukturierten Formel festgelegten Zins, bei dem ? neben weiteren Faktoren ? die Differenz zwischen einem langfristigen und einem kurzfristigen Zinssatz maßgeblich ist. Der Gesamtzins des zweiten Jahres bildet danach jeweils die Grundlage für die Berechnung des Folgejahres. Diese zusätzliche Komponente wird als “Ladder”, also Leiter bezeichnet und führt zu einem deutlich erhöhten Risiko.

Ist der langfristige Zins zur Zeit der Zinsberechnung deutlich höher als der kurzfristige Zins, zahlt der Kunde einen geringen Betrag an die Bank. Unterschreitet der Abstand der Zinssätze eine bestimmte Schwelle oder übersteigen die kurzfristigen Zinsen die langfristigen Zinsen, ist der Betrag aufgrund einer Hebelwirkung höher. Durch die Leiterwirkung verstetigt sich dieser Effekt. Die Verluste aus den hohen Zinszahlungen wachsen jährlich in Millionenhöhe.
Bei einer normalen Zinsstrukturkurve ? wenn der langfristige Zinssatz höher ist als der kurzfristige Zinssatz – erzielen die Kunden einen Gewinn. Allerdings kündigt in einem solchen Fall die Bank den Swap einseitig nach einem Jahr. Bei einer flachen (der langfristige Zinssatz ist gleich hoch wie der kurzfristige Zinssatz) oder inversen (der langfristige Zinssatz ist niedriger als der kurzfristige Zinssatz) Zinsstruktur erleiden die Kunden Verluste. Seit 2007 ist die Zinsstruktur kontinuierlich flach und teilweise invers. Genau deshalb sind seit Anfang 2007 den Kunden der Banken, darunter viele Kommunen, hohe Verluste entstanden.

Weitere Informationen zum Spread Ladder Swap und weiteren strukturierten Finanzderivaten erhalten Sie bei:
Dr. Jochen Weck
Rössner Rechtsanwälte
Redwitzstraße 4
81925 München

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