Delfinschützer fordern nach erneutem Todesfall Beschlagnahme der Connyland-Delfine
(Lipperswil-Schweiz/Hagen-Westf./Radolfzell – 14.11.2011) Große Bestürzung bei Delfinschützern und den Tierschutzorganisationen Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) und ProWal löste die Todesnachricht eines gestern verstorbenen Delfinmännchens (Chelmers, ca. 30 Jahre, Wildfang) im Schweizer Vergnügungspark Connyland aus. Damit verstarben innerhalb einer Woche zwei der Meeressäuger in dem heftig kritisierten Delfinarium. Nunmehr acht Delfine fanden dort seit 2008 ihren Tod.
ProWal und WDSF hatten nach einer Inspektion des Delfinariums im Juli bereits das Veterinäramt mit dem zuständigen Tierarzt Paul Witzig und den verantwortlichen Regierungsrat im Kanton Thurgau Kaspar Schläpfer vor den unhaltbaren Zuständen im Connyland-Delfinarium gewarnt. Im Sommer hätten die Delfine bei fast 40 Grad in der Sonne sehr gelitten, weil ein Tor zur Innenhalle defekt war. Vor der lautstarken Techno-Party am Wochenende vor zwei Wochen unmittelbar neben dem Delfinarium hatten beide Organisationen eindringlich auf den Stress und den negativen Einfluss auf das Immunsystem der sensiblen Meeressäuger hingewiesen – jedoch ohne Erfolg.
Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des WDSF: „Der Veterinärarzt Paul Witzig hat sich bei der Techno-Party an den Beckenrand gestellt und gesagt, es sei alles in Ordnung. Eine fachlich korrekte Unterwassermessung mit einem Hydrophon wurde erst gar nicht vorgenommen, weil wahrscheinlich gar kein Messgerät vorhanden war.“
Immerhin weist die Rechtsgrundlage für die Delfinhaltung in Deutschland im sog. Säugetiergutachten (http://www.wdsf.eu/rechtsgrundlagen) darauf hin, dass die Umgebungslautstärke 40 dB (Dezibel) nicht überschreiten darf. Die Tierschützer hatten bei der Techno-Party neben dem Delfinarium immerhin fast 100 dB gemessen.
Die Behauptung von Connyland-Sprecher Erich Brandenberger, dass die Delfine möglicherweise vergiftet wurden, weisen die Tierschützer als Schutzbehauptung zurück.
Ortmüller (WDSF): „Das Connyland steht mit dem Rücken zur Wand und eröffnet Nebenschauplätze, um von den eigenen Missständen abzulenken. So wurde vom Connyland uns gegenüber und gegen ProWal eine einstweilige gerichtliche Verfügung erwirkt, die jetzt offenbar auch gegen die Bündner Nationalrätin Brigitta M. Gadient als Ehrverletzungsklage angestrengt werden soll, weil sie von „Tierquälerei“ in einem Zeitungsinterview gesprochen hat. Unsere Rechtsanwälte kümmern sich inzwischen um die Vorwürfe beim Bezirksgericht Kreuzlingen.
Andreas Morlok, Geschäftsführer von ProWal: „Es ist unverständlich, dass nach unseren fundierten Warnungen kein neutraler Spezialist angefordert wurde. Das Delfinarium im Connyland ist jetzt während der Winterzeit geschlossen. Zugang hat nur das Personal und die Geschäftsführung. Wer soll dann dort Delfine vergiftet haben?“
Eine Schweizer Delfinschutz-Organisation weist auf ihrer Homepage darauf hin, dass der zuständige Staatsanwalt Patrick Müller ein Duz-Freund des Connyland-Geschäftsführers Erich Brandenberger sei und fordert, dass Müller in den Ausstand treten solle. „Ein Staatsanwalt, der mit Parteien verbandelt ist und subjektiv ermittelt, müsste in den Ausstand treten“, heißt es dort.
Der Delfinspezialist und Oscar-Preiträger für den Film „Die Bucht“, Richard O‘Barry, vormals Delfintrainer der TV-Serie „Flipper“, hatte bei seiner Bambi-Verleihung noch am Donnerstag in Deutschland das Connyland kritisiert. O‘Barry ist Mitglied im WDSF-Kuratorium und arbeitet mit den beiden deutschen Delfinschutz-Organisationen eng zusammen.
Ortmüller (WDSF): „Wir erwarten jetzt sofort eine neutrale Untersuchung der Vorfälle und fordern die Beschlagnahmung der verbliebenen drei Delfine, um ihre Leben zu retten. Im Connyland scheinen sie nicht mehr sicher zu sein. Wir haben heute die Information erhalten, dass das Connyland einen weiteren Delfin aus dem Nürnberger Tiergarten angefragt hat. Es geht nur um Geld. Die Delfine scheinen den Betreibern völlig egal zu sein. Wir fordern bereits seit Jahren, dass Delfinimporte verboten werden, weil sie den Bedarf aus Wildfängen fördern.“—
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