Tierschützer verklagen Zoo Duisburg – 20 Prozent weniger Besucher durch Tierschutz-Aktionen?
(Duisburg/Hagen-Westf. – 03.11.2011) Das Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) hat jetzt mit Unterstützung von ProWal Klage beim Verwaltungsgericht Düsseldorf gegen die Stadt Duisburg mit seinem Zoo eingereicht. Seit Jahren versucht der WDSF-Geschäftsführer aufgrund des Umweltinformationsgesetzes (UIG) vergeblich Unterlagen über die Haltungsbedingungen der Delfine zu erhalten.
Eine Akteneinsicht wurde bisher von der Stadt mit der Begründung abgelehnt, dass keine entsprechenden Unterlagen vorlägen. Weiterhin geht die Stadt Duisburg davon aus, dass es sich nicht um auskunftspflichtige Umweltinformationen handele. Gleichwohl schreiben rechtliche Grundlagen wie die EU-Zoo-Richtlinie, das Säugetiergutachten und das Landschaftsgesetz NRW vor, dass die biologischen Grundbedürfnisse der Tiere erfüllt werden müssen. Die Aufsicht darüber liegt beim Umweltamt der Stadt.
Das NRW-Umweltministerium bestätigte den Tierschützern, dass in den letzten 20 Jahren 15 Delfine im Duisburger Delfinarium verstorben sind, davon neun Delfinbabys. Die beiden Tierschutz-Organisationen ProWal und WDSF vermuten jedoch insgesamt mehr als 60 verstorbene Meeressäuger im Duisburger Delfinarium. Der Zoo schweigt sich dazu aus.
„Duisburg ist wahrscheinlich der größte Delfinfriedhof Europas“, meint WDSF-Geschäftsführer Jürgen Ortmüller und weiter: „Der Duisburger Zoodirektor Achim Winkler züchtet seine Delfine auf Teufel komm raus. Die Delfinbabys und ihre Eltern werden niemals in den Genuss von Freiheit kommen und werden für Show-Zwecke missbraucht.“ Andreas Morlok von ProWal: „Delfine in Gefangenschaft kennen nur Fische, die aus der Luft in ihr Maul fliegen. Mit artgerechter Haltung hat der ganze Rummel absolut nichts zu tun.“
Nachdem in den letzten beiden Monaten drei Delfin-Nachzuchten in Duisburg präsentiert wurden, gehen die Delfinschützer davon aus, dass es sich aufgrund der fehlenden Nachhaltigkeit bei der Delfinzucht möglicherweise um künstliche Befruchtungen gehandelt hat, die entsprechend der EU-Zoo-Richtlinie nicht dem biologischem Erhaltungserfordernis entsprechen würden, zumal Große Tümmlern nicht vom Aussterben bedroht seien.
Seit drei Jahren demonstrieren WDSF und ProWal jedes Jahr vor dem Duisburger Zoo gegen die Gefangenhaltung der Delfine. Innerhalb eines Jahres wurden von den Tierschützern nach eigenen Angaben mehr als 50.000 Informations-Broschüren vor dem Zoo-Haupteingang an den Wochenenden verteilt. Ortmüller: „Wir sind nicht grundsätzlich gegen Zoos als mögliche Durchgangsstation für verletzte oder nicht mehr auswilderbare Tiere bei entsprechender Gehegegröße. Delfinarien sind allerdings Auslaufmodelle und entsprechen nicht einem modernen Zookonzept.“
Immerhin hatte der Duisburger Zoo im Jahr 2010 über 140.000 Besucher weniger als im Vorjahr; bei den Tageskarten betrug der Rückgang fast 20 Prozent. Die beiden Tierschutzorganisationen führen das auf ihre Aktionen zurück, der Zoo argumentiert mit „besucherunfreundlicher Witterung“. Die Stadt Duisburg musste den Zoo aus kommunalen Mitteln in den letzten Jahren jeweils mit rund 2,2 Millionen Euro unterstützen. Der Energiekonzern RWE sponserte zusätzlich fünf Million Euro bis zum Jahr 2012. Als Gegenleistung musste das Delfinarium vertraglich in „RWE-Delfinarium“ umbenannt werden. „Das ist ein fragwürdiges Aushängeschild für einen Delfinfriedhof“, meinen WDSF und ProWal.
Der Verwaltungsgerichtshof in München hat in diesem Jahr in einem Berufungsurteil bestätigt, dass die Auskunftspflicht eines Zoos mit seinem Delfinarium dem Umweltinformationsgesetz unterliegt und damit Auskünfte jedem zugänglich gemacht werden müssen. Die Rechtsposition der Stadt Duisburg steht daher auf wackeligen Füßen.
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